Engelchen und Teufelchen besprechen einen Plan

Engelchen hat einen Plan und Teufelchen freut sich wie närrisch darüber

Zum besseren Verständnis dieser vierten Folge meiner Engelchen und Teufelchen Erzählung, lesen Sie bitte die drei vorhergehenden Erzählungen:

Engelchen und Teufelchen
Engelchen und Teufelchen treffen sich
Engelchen und Teufelchen sind glücklich

 Angekommen in der Hölle, konnte Teufelchen immer nur an seine Freundin und an das nächste Treffen unter »ihrem« Baum denken. Er war sich ganz sicher, daß Engelchen am Freitag kommen würde. Warum er sich so sicher war? Na, ist doch klar: Wenn zwei sich richtig doll liebhaben, die können dann wohl in stillen Augenblicken spüren, was in dem anderen vorgeht oder was der andere gerade macht.
Die ganze Woche saß Teufelchen wie auf heißen Kohlen, und das will schon was heißen. Ich meine, ein Teufel auf heißen Kohlen. Aber so war es nun mal. Manchmal dachte er, daß es schön wäre, er würde seine Erlebnisse mit jemandem teilen können. Mit der Großmutter? Nein, das war unmöglich. Denkt nur daran, wie sie ihn einmal mit ihrem Dreizack so in den Po gestochen hat, daß Teufelchen weinen mußte.

Ach, die Zeit wollte nicht so schnell vorüber gehen, wie sich Teufelchen das gewünscht hätte. Auch für einen Teufel waren das echte Höllenqualen. Aber auf einmal war es doch Freitag geworden. Also Zeit fürs Teufelchen, sich heimlich fortzuschleichen. Großmutter hatte auch nichts gemerkt.
Unter ihrem Baum angekommen, schnitzte er sich eine kleine Weidenflöte. Das Messer dazu hatte er beim letzten Besuch am Wegesrand gefunden und unter einer Baumwurzel versteckt. Und wie man eine Weidenflöte macht, das hatte er heimlich einem Hirten abgeschaut.
Als die Flöte fertig war, hat er sie an die Lippen gehalten und erst bißchen was rumprobiert mit den Tönen. Es hat gar nicht lange gedauert, da konnte er die schönsten Melodien spielen. Manche waren so schön wie Feenmusik, aber auch ein wenig traurig. Ich glaube, niemand der diese Melodien hörte, hätte gedacht, daß ein kleiner Teufel so schön spielen könnte. Man sagt ja, daß die Töne einer Flöte so seien, daß wer sie hört gleich verzaubert wird und wie unter einem Zwang zur Quelle dieser magischen Töne streben muß. Ja, ich glaub das ist wahr. Ich hab einmal in einem Buchenwald auf einem Baumstumpf gesessen und da ist es mir genau so ergangen. Ich hörte diese wunderbaren Töne, die so himmlisch waren, daß ich sofort aufgestanden bin um den Flötenspieler zu suchen. Schade, ich hab ihn nicht gefunden, obwohl ich mehr als eine Stunde im Wald umherirrte.

Ob auch Engelchen diese seltsamen Empfindungen hatte, das weiß ich nicht. Aber das kann ich sagen, ganz plötzlich und wie herbeigezaubert stand Engelchen vor seinem Freund. Der hat in der ersten Wiedersehensfreude in seine Flöte gebissen und dann lachend gerufen: Da bist Du ja, du lieber Engel. Aber bißchen was hast du mich auch erschreckt. Vielleicht rufst Du demnächst Halleluja, wenn Du im Anflug bist.

Mach ich, hat Engelchen gesagt und dann noch hinzugefügt: Spiel weiter, du kleiner Flötenzauberer. Diesen kleinen Wunsch hat er seinem Engelchen sofort erfüllt, aber vorher haben sie wieder einige lange Minuten schön miteinander getan. So mit küssen, mit umarmen, mit Händchen halten, mit verliebt gucken und so was.
Und nachher haben sie auch geredet, so etwa: Wie geht es dir? Was macht der Himmel? Was macht die Hölle? Ich hab dich vermißt und lauter solche Sachen.

Engelchen hat dann bald gesagt: Du, Teufelchen, heute hab ich ganz wenig Zeit für uns. Ich muß schnell wieder zurück. Ich soll nämlich bei den Vorbereitungen zu unserem Fest helfen.
Oooch, hat Teufelchen gestöhnt und dabei ganz vergessen zu fragen, von welchem Fest den die Rede sei.
Oooch, hat es also gestöhnt und dabei eine Flunsch gezogen. So mit hängender Unterlippe. Ihr kennt das sicherlich. Macht ihr doch auch, oder? Ich meine, wenn ihr euch ganz doll was wünscht und eure Eltern sagen: Gibt es nicht, braucht ihr nicht, dafür seid ihr zu klein, dafür seid ihr zu groß und was sich die Erwachsenen so als Antworten ausdenken.

Gleich wollte Teufelchen traurig werden, so mit Weinen und Rotznase. Aber Engelchen hat nur gelacht und gesagt: Du Dummerchen du. Hör doch mal was ich dir sagen will, du lieber kleiner Teufel. Ich hab mir was ausgedacht, das ist so irre, daß der ganze Himmel es nicht glauben wird. Aber komm, wir wollen erstmal schaukeln, hoch, bis in die Luft und dabei erzähl ich dir alles.
Vor lauter Aufregung hat Teufelchen einen Schluckauf bekommen und auch noch ganz rote Ohren dazu. Ganz zapplig war er. Und wäre beinahe rückwärts von der Schaukel gefallen.

Paß auf, du Lieber, sagte Engelchen. Nächste Woche da ist Karneval im Himmel. Jeder darf sich verkleiden, wie er will. Auch Jesus und Petrus?, fragte Teufelchen. Klar, sagte Engelchen. Jeder macht das und wir haben ganz viel Spaß dabei.

Plötzlich fängt Engelchen an zu lachen und will sich gar nicht mehr einkriegen. Mit vielen Hahas und Hihis erzählte Engelchen jetzt davon, wie einmal einige gute Seelen aus versehen auf den Bart von Petrus getreten haben. Autsch, hat der gerufen und mit seinem Bischofsstab vor lauter Schmerz auf eine Wolke eingedroschen. Gleich hatte es angefangen zu regnen. Aber wie. Jetzt will sich Petrus einen Regenschirm holen. Damit aber keiner ungeprüft in den Himmel gelangt, hat er die Tür hinter sich zugemacht und dabei nicht auf seinen Bart geachtet.
Wieso nicht, fragte jetzt das Teufelchen, den hat man doch immer im Gesicht. Also nimmt man ihn mit, dahin wohin der Kopf geht.
Warte nur, ruft Engelchen. Seinen langen Bart hatte Petrus in der Tür eingeklemmt. Und als er nun zu seinem Schirmständer eilen wollte, Rumms lag er auf seinem Rücken. Wie ein Maikäfer, mit zappelnden Beinen. Seine Puschen flogen durch die Gegend. Oh Teufelchen, das hättest du sehen sollen. Wir haben alle so gelacht. Mir tun jetzt noch alle meine Lachmuskeln weh.
Ich hab dann schnell die Türe einen Spalt breit geöffnet und seinen Bart hereingezogen. Seit dem hab ich beim Petrus einen Stein im Brett, wie man so sagt. Wenn ich zum Himmel rein oder raus will, dann schaut er nicht mehr so genau hin, oder er zwinkert mir zu und reckt dabei den Daumen seiner rechten Hand in die Höhe.
Und darum wird mein Plan auch gelingen. Paß auf, Teufelchen. Das geht so…
Aber plötzlich schaute Engelchen seinem Freund in die Augen und sagte dann: Bitte küß mich. Na, was denkt ihr? Ob Teufelchen da: Nöööö, mach ich nicht, gesagt hat? Genau! Der hat sich nicht lange bitten lassen und seine Freundin mitten auf den Mund geküßt, so: Mmmpff. Und als das mit der Küsserei zu Ende war, hat Engelchen dem Teufelchen ins Ohr geflüstert: Oooohhh, du küßt so gut, du kleiner Teufel. Deine Küsse schmecken nach mehr. Und wieder haben sie sich geküßt.  Ich sage euch, so ein liebes Engelchen, das würd ich auch gern mal küssen.

Engelchen hat dann dies erzählt:
Nächste Woche, ganz früh, da treffen wir uns hier wieder unter unserem Baum. Ich hab ein Paar Engelflügel in deiner Größe, die bringe ich dir mit. Dann üben wir das Fliegen und schon düsen wir beide in den Himmel.
Oooh, ruft Teufelchen und klatscht in die Hände. Du hast Flügel für mich? Endlich, endlich werd ich fliegen können, so wie du! Dabei hat Teufelchen mit den Armen gerudert, so als wolle er gleich losdüsen.
Engelchen sagte noch, daß das da oben nicht auffallen wird, daß Teufelchen kein echter Engel sei, weil dort an diesem Tag eh nur Narren herumlaufen oder herumflattern. Und beim Karneval, da dürfen sich auch die Engel in Teufel verkleiden.
Teufelchen saß neben Engelchen auf der Schaukel. Sein Mund stand so weit offen, daß Engelchen seine Rachenzäpfchen deutlich sehen konnte. Engelchen mußte ganz doll kichern und rief: Paß auf, daß du dir nicht deine Zähne im Schaukelwind erkältest. Mach den Mund zu.

Ja, so war das. Ich glaube, wenn ein Schutzengel zu euch kommt und euch mitteilt, daß im Himmel Karneval oder Jahrmarkt ist und ihr demnächst mit geliehenen Flügeln in den Himmel sausen könntet, auch ihr würdet vor lauter Schreck oder Aufregung eine Maulsperre bekommen. Hab ich Recht?

So. Wie es Teufelchen gelang der Großmutter zu entwischen und was anschließend im Himmel geschah, das erzähle ich euch einander Mal.

 

Kommentare

  1. …ach schade, schon zu Ende, es war gerade soooo spannend! – Nun, da muß ich ganz doll aufpassen, wenn der nächste Teil kommt … Es ist einfach köstlich zu lesen! – Liebe Engelgrüße – Gabriele-Diana

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